Das Museumskonzept

 

Bevor es zur Realisierung der Dauerausstellung kam, musste ein Konzept für die Räume entwickelt werden. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Wie kann auf kleiner Fläche viel ausgestellt werden?

In kurzen Zügen werden im Zunfthaus-Museum die historischen Wurzeln der Fastnacht aufgezeigt und auf die Jahrhunderte alte Tradition in Radolfzell bezogen. Gleichzeitig wird anhand der regionalen Geschichte auch die „große” Geschichte abgeglichen. U.a. werden Fragen gestellt wie: welchen Einfluss hatten Kriege, Herrschaftssysteme oder soziale Veränderungen auf Bräuche? 
Im Hauptteil dieser Dauerausstellung steht die Dokumentation der organisierten Fastnacht in Radolfzell seit 1841. Ein geschichtlicher Abriss anhand einer Zeitleiste verfolgt kontinuierlich die Spuren bis in die heutige Zeit.

In versteckten Vitrinen werden u.a. Brauchutensilien und Archivalien gezeigt, die durch Filme und Fotos von Gestern und Heute ergänzt werden. Die Vitrinentürchen können nach dem Prinzip eine Adventskalenders entdeckt und geöffnet werden.

Anhand des ausgestellten Materials lassen sich Veränderungen in der Ausübung des Brauchs visuell verdeutlichen. Da die inhaltliche Vermittlung nicht nur durch Texttafeln erfolgen soll, werden vor allem multimediale Formen wie Computer, Monitore und Hörstationen eingesetzt.

 

 

Ein monumentales Wandgemälde!

Am 11.11. 2011 wurde durch die Einweihung des ca. 6 m langen und 1,80 m hohen Gemäldes, im Eingangsbereich Kaufhausstraße, die letzte Umbauphase im Zunfthaus eingeläutet. Das 4-flügelige Bildnis war das erste Stück der folgenden Dauerausstellung im MUSEUM IM ZUNFTHAUS. Der Schlegele Beck hat in zweijähriger Arbeit und ca. 200 Arbeitsstunden ein monumentales Gemälde geschaffen, das bis zum 11.11. 2011 das bestgehütetste Geheimnis der Narrizella Ratoldi war. Das Gemälder zeigt ein Narrenschiff, das vom Mond über den See gezogen wird. Alle Narren aus Radolfzell und den umliegenden Gemeinden belagern die überfüllte Narren-Arche, die Botschaft die von diesem Bild ausgeht ist eindeutig: Wir Narren sitzen alle im selben Boot und feiern gemeinsam und freundschaftlich diesen Brauch!

 

 Das Zunfthaus-Gemälde. Foto: Peter Schmenger/SÜDKURIER

 


 

 Zur Eröffnung im November 2012:

 

In Radolfzell wird im Zunfthaus ein Museum eröffnet

Auf kleiner Fläche direkt neben dem Eingang in der Kaufhausstraße präsentiert die Zunft ihre Entwicklung in Wort, Bild, Film und Ton. Die moderne Gestaltung mit zahlreichen multimedialen Darstellungen zeigt die Entwicklung der Fasnacht und ist auch ein Spiegelbild der Radolfzeller Geschichte. „Das Museum setzt den Schlusspunkt der Ausbauphase“, sagte Martin Schäuble zur Eröffnung des Museums, und mit dem Museum erhalte die Zunft im Zunfthaus „nicht nur eine bauliche Heimat, sondern Heimat für ihre Geschichte und Zukunft“, erklärte Präsident Schäuble. „Man muss jetzt an unserer Vergangenheit und dem Brauchtum vorbei.“
Ohne die Anschubfinanzierung von 20 000 Euro aus einem Zuschuss der Landesstiftung Baden-Württemberg hätte das Museum nicht verwirklicht werden können. Rund 35 000 Euro habe das kleine Museum verschlungen, so der Vereinsvorsitzende.

Dietmar Baumgartner, als Vertreter der Stadt, dankte den Mitgliedern der Narrizella Ratoldi für ihr Engagement. „Ein Museum ist für eine Stadt wie Radolfzell eine Notwendigkeit“, betonte er. Hans-Peter Jehle, Leiter des Narrenmuseums im Schloss Langenstein, betonte, das touristische Angebot am Bodensee sei enorm, die Fasnachtsmuseen treten in Konkurrenz zu Attraktionen wie der Mainau und dem Zeppelin-Museum. Seine Erfahrung aus Langenstein zeige, dass sich die Besucher verändert hätten. Heute seien es vor allem Besuchergruppen, die Zahl von Einzelpersonen gehe seit Jahren stetig zurück. Neben den großen Fasnachtsmuseen wie im Schloss Langenstein und dem Narrenschopf in Bad Dürrheim entstanden in den letzten Jahren auch zahlreiche kleinere Museen.
Michael Fuchs zeichnet sich für die Konzeption und Gestaltung des Museums im Zunfthaus verantwortlich. „Nicht alles in der Fasnachtsgeschichte lässt sich auf das Jahr genau nachweisen“, so der Kulturwissenschaftler. Erste Hinweise auf eine Fasnacht in Radolfzell gibt ein Dokument aus dem Jahr 1560. Dort werde erwähnt, dass Narren vor der Fastenzeit Fasnachtsküchle holten. Im Radolfzeller Münster finde man eine Darstellung von Narren, die Christus ziehen würden, so Michael Fuchs. „Der Militarismus hatte große Auswirkungen auf die Fasnacht um 1900“, doch „mit Beginn des 1. Weltkrieges war die Fasnacht am Ende“. Erst in den 20er Jahren habe sich die Fasnacht erholt, wurde aber von den Nationalsozialisten vereinnahmt und brach mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges zusammen. Mit dem ersten großen Narrentreffen nach dem Krieg 1950 in Radolfzell seien die Menschen das erste Mal wieder glücklich gewesen und haben Künstler wie Otto Dix inspiriert.

 

 

Eröffnung des Museum im Zunfthaus. Michael Fuchs (rechts) erklärt den ersten Besuchern Ausstellungsstücke. Eröffnung des Museum im Zunfthaus. Michael Fuchs (rechts) erklärt den ersten Besuchern Ausstellungsstücke. | Bild: Peter Schmenger 

Artikel zur Eröffnung des Zunfthaus-Museums. SÜDKURIER 23.11.2012