Zunfthaushistorie

 

Gründung 1841:
Die Narrizella ist über 175 Jahre alt!

Jubiläum Narrizella RatoldiNur wenige Narrenzünfte im deutschen Südwesten können so eine lange Tradition nachweisen. Die Fastnacht in Radolfzell ist allerdings noch viel älter und wird bereits im 16. Jahrhundert erwähnt.

Im Festjahr 2016 wurden vielerlei Veranstaltungen den Geburtstag würdig begleiten. Das Stadtmuseum Radolfzell erinnerte in der Ausstellung "UNIKUM" daran, dass es besonders das Engagement, die Ideen und die Einfälle Einzelner waren die die Fastnacht über die Jahrhunderte so kraftvoll erhalten hat.

Im Österreichischen Schlössle wurde eine Fotoausstellung historische Fotografien seit ca. 1860 gezeigt, um die Entwicklung der Radolfzeller Fastnacht bildhaft zu dokumentieren. Begleitet wurde die Ausstellung durch mehrere Lesungen von Michael Fuchs. Zum Jubiläum hat er ein umfangreiches Buch mit dem Titel "Radolfzeller Fastnacht. Zur Geschichte einer langen Tradition" geschrieben. Am 5. Januar 2016 konnte das Buch im Rahmen einer Festveranstaltung das erste mal präsentiert werden.

Bruno Epple gab zum Jubiläum eine CD mit Narrenversen und Klepperer heraus.

Vom 8. bis 10.1.2016 wurde die Jahreshauptversammlung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte in von der Narrizella Ratoldi ausgerichtet. Dazu hatten sich Vertreter aus 68 Narrenstädten aus Südwestdeutschland und der Schweiz in Radolfzell eingefunden.

Den Höhepunkt bildete dann am Fasnetsmontag ein Narrentag zu dem viele schwäbisch-alemannischen Zünfte nach Radolfzell kamen und die Straßenfastnacht zu einem Großereignis werden ließen.

Zurück in die Vergangenheit

 

Das städtische Objekt Kaufhausstraße 1 wird bereits 1485 als Besitz der Domprobstei Konstanz erwähnt. Das zum Rathaushof hin sichtbare Fachwerk mit seinen Überplattungen scheint dieser Zeit anzugehören. 1631 tauschen die Domprobstei Konstanz und das Kloster Heiligkreuzthal ihre Häuser. Das Kloster lässt im Stil der Zeit vor allem den zur Kaufhausstraße hinreichenden Gebäudeteil umbauen (u.a. Einzug einer bemerkenswerten Holzdecke im 1. OG mit Parallelen zum Schloss Heiligenberg). Nach der Säkularisierung in Privatbesitz, erwirbt Ende des 19. Jahrhunderts der Buchbinder Ferdinand Widder das Anwesen. Aus dieser Zeit (1898) stammt auch die Gestaltung der Erdgeschosszone mit für damalige Verhältnisse großzügigen Schaufenstern.

Das Zunfthaus (ehem. Anwesen Koch, Kaufhausstraße 3) könnte wegen des Hallencharakters im Erdgeschoss (siehe Eingangsbereich!) zum Objekt Kaufhausstraße 1 dazugehört haben. Zeitweise scheint das Haus (oder das benachbarte Lamm bzw. der westliche Teil des städtischen Hauses) auch der angesehenen Kaufmannsfamilie Pellerin (Kaspar Pellerin ließ in Nürnberg das „berühmteste deutsche Renaissance-Bürgerhaus“ errichten) gehört haben (Kaufvertrag 1485). Nr. 3 wurde nachweislich um 1511 (bzw. 1514, Dendrodaten) erbaut. Sowohl die noch sichtbaren Überplattungen (offene Halle, Dachstuhl) des Fachwerks als auch der gewölbte Keller mit einem noch offenen (!) Brunnen und spätgotischem Kragsturz-Portal sind dieser Zeit zu zurechnen. Die ehemalige Kaufmanns-Halle wurde in der Barockzeit bzw. im 19. Jhdt. mit einem Wohnteil teilweise ausgebaut. Die volle Hallenhöhe blieb indes im Flurbereich immer mit 3,40 Meter sichtbar.

Von diesem Haus erstreckt sich entlang der westlichen Grundstücksgrenze eine zum Teil über sieben Meter hohe Wackenmauer nach Süden bis zur Seestraße (Brandschutz, zum Teil Reste eines mittelalterlichen Hauses nach Westen). Auch der Vorgängerbau des Gasthauses Adler hatte seinen Westgiebel auf dieser Achse (s. Baufuge im unteren Drittel!). Zumindest für das 18. und 19. Jhdt. ist ein Torkel an dieser Mauer nachweisbar. Die dort befindliche Weinpresse wies immerhin den halben Versicherungswert des Hauses auf. 1908/11 wurde der Torkel an dieser Parzellenmauer abgebrochen und stattdessen eine lange, zweigeschossige Remise/Werkstatt errichtet. Gleichzeitig hatte man beim Teilausbau des Dachstuhls die mittlere „Uffzugsgaube“ zur Kaufhausstraße abgebrochen und durch die drei noch erhaltenen kleinen Spitzgauben ersetzt. Ein Grenzstreit mit dem südlichen Nachbar (Gasthaus „Adler“) führte dazu, dass das Anwesen Raggenbach-Koch den westlichen Teil des Adlers zugeschlagen bekam und somit heute idealer Weise über einen Zugang (Scheunentor) von der Seestraße her verfügt. Abgesehen von einzelnen kleineren Maßnahmen ist das Haus wie kaum ein anderes Objekt in der Altstadt unverfälscht geblieben. Die behutsame Sanierung und der Erhalt z. B. des offenen Hinterhofes bewahren den Charakter und die Einmaligkeit des Anwesens für die Altstadt.

 

Plan